Reisbach
Die Kirche in R soll zu den ältesten Taufkirchen im Vilstal zählen u. auf den Hl. Bischof Rupert von Salzburg (8. Jh) zurückgehen. Nach einer in einer Abschrift aus dem 16. Jh vorliegenden Traditionsnotiz übergab Tassilo III. zwischen 755 u. 785 villam Rispach an das Kloster Wessobrunn. Es ist anzunehmen, dass sich in dieser villa (Dorf) eine Kirche befand, zumal in R um 800 Provinzialsynoden stattfanden. 1139 bestätigte Bischof Heinrich von Regensburg dem Kloster Wessobrunn Zehnt u. Neubruchzehnt zu R. 1179 ließ sich Wessobrunn von Papst Alexander III. ausdrücklich auch das Patronatsrecht an dieser Kirche zusichern. Nach 1194 ging R wohl über das Vogteirecht an die Edelfreien von Haarbach, Ende des 13. Jhs an die Herren von Warth über. Sie hatten das Besetzungsrecht für R bis 1594 inne, als es durch Kauf an die Familie von Schleich kam. 1952 wurde es letztmals von dieser ausgeübt, heute liegt es alleine beim Bischof. - Als erster namentlich bekannter Pfarrer ist Chuonradus presbyter, plebanus de Reyspach anzunehmen, dessen Todeseintrag im jüngeren Wessobrunner Nekrolog auf Anfang 13. Jh anzusetzen ist. - Von R nach Steinberg wurden umgepfarrt 1879 Warth u. Freinberg, 1922 Holzhäusl u. Stockhof. Fränkendorf u. Schoberöd kamen 1923 zu Ruhstorf. Berg ist mittlerweile in R aufgegangen.- Feilnpach tritt als Filiale von R schriftlich erstmals 1590 in Erscheinung, baulich ist die Kirche romanischen Ursprungs. 1901 wurde Failnbach zur Expositur erhoben, 1909 zur Pfarrei. - In R gab es von 1900 bis 1971 einen Konvent der Franziskaner-Minoriten, der sich von der Wallfahrtskirche St. Salvator aus der Seelsorge widmete. Franziskanerinnen von Dillingen waren seit 1911 bis 1957 in Krankenhaus u. Altenheim tätig. Mallersdorfer Schwestern arbeiteten 1960 bis 1988 im Kreisaltersheim. Von 1841 bis 1991 wirkten Arme Schulschwestem in Grundschule u. Kindergarten. - Wegen seiner Lage am Berührungspunkt von 4 Diözesen war R 799/800 u. 900 mehrfach Tagungsort bayerischer Synoden. Die in R verehrte Wolfsindis ist in ihrer historischen Persönlichkeit umstritten, ein eigentlicher Kult setzt erst im Barock ein. Die Pfarrei R hatte ca. 1440-1447 Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., als Pfründe inne. Aus R stammen der Freisinger Weihbischof Ignaz v. Streber (1758-1841), Maximus v. Imhof, Professor für Mathematik u. Physik (1758-1817) sowie der Regensburger Bischof Franz Xaver Schwäbl (1778-1841).
Matrikel: Bis 1908 mit Failnbach.
Ortschaften in der Pfarrei (Stand 1997): Reisbach, Bergen, Dingdorf, Eschbaum, Gmelnhäusl, Hasenöd, Hinterstetten, Höfen, Hornach, Lindberg, Lodersöd, Mais, Moos, Mooshäusln, Nackenberg, Neumühle, Niederreisbach, Oberndorf, Paßbrunn, Reiseck, Reith, Reitl, Schornberg, Stieberg, Straßschneid, Taubenöd (Teil), Vorderstetten, Wald (Teil), Wimbach.