Regensburg - St. Rupert (St. Emmeram)
Bald nach dem Tod des Märtyrers Emmeram (+ um 680) bildete sich an der Stätte seines endgültigen Grabes, an der vor den Toren der Stadt liegenden Georgskirche, eine Mönchsgemeinschaft. Um 740 wurde der Heilige in ein neues Prunkgrab innerhalb dieser Kirche umgebettet. Um 780/90 wurde die Klosterkirche St. Emmeram erbaut. Seit der kanonischen Errichtung des Bistums Regensburg 739 war St. Emmeram Domkloster und der Bischof zugleich Abt dieses Klosters. Bis in die 2. Hälfte des 10. Jhs bildeten Bistum und Kloster vermögensrechtlich eine Einheit und ihre Vorsteher waren in Personalunion verbunden. Bischof Wolfgang löste 975 diese Personalunion auf. Um die Mitte des 12. Jhs wurde an der Nordflanke der Klosterkirche St. Emmeram die Pfarrkirche St. Rupert erbaut. - Um 1170/80 ist ein Sighardus als parrochianus de sancto Emmerammo belegt. Bis Anfang des 17. Jhs wurde die Pfarrei durch Weltpriester versehen, danach durch Konventualen des Klosters. - Das Präsentationsrecht für die Pfarrei St. Rupert übte bis zu seiner Aufhebung 1810 das Kloster St. Emmeram aus. 1266 inkorporierte Papst Clemens IV. parochialem ecclesiam S. Emmerammi (St. Rupert) Ratisponae dem Kloster. Nach der Aufhebung des Klosters 1810 übte bis 1918/28 der König das Besetzungsrecht aus. Seither hat der Bischof das freie Verleihungsrecht. - St. Rupert war zunächst, wie St. Kassian (Kollegiatstift U. L. F. zur Alten Kapelle), St. Dionys (Damenstift Obermünster), St. Peter u. Paul (Damenstift Niedermünster) und St. Thomas (Damenstift Mittelmünster), Personalpfarrei für die familia von St. Emmeram, neben diesen bestanden auch beim Kollegiatstift St. Johann, beim Schottenkloster St. Jakob, bei St. Ägidius (Deutschordenkommende), beim Leprosenhaus St. Nikolaus u. beim Katharinenspital Personalpfarreien. Von diesen Personalpfarreien stieg nur die Pfarrei (St. Rupert) von St. Emmeram zu einer echten Stadtpfarrei auf. Im Jahre 1456 wurde der Seelsorgesprengel der Stadt neu aufgeteilt, Trennlinie war der Verlauf der beiden Bachgassen bzw. der Vitusbach. Die östlichen Stadtteile verblieben bei der Dompfarrei, die westlichen Teile bildeten die neue Obere Pfarrei und wurden vom Benediktinerkloster St. Emmeram von St. Rupert aus betreut. - Die pfarrlichen Predigten an Sonn- u. Feiertagen wurden seit 1657 in der Klosterkirche abgehalten. Seit 1812 dienen die ehemaligen Klostergebäude von St. Emmeram als Residenz für das Haus Thurn u. Taxis. 1883 wurde das Vermögen der Kirchen St. Emmeram u. St. Rupert vereinigt und in der Folge diente die ehemalige Pfarrkirche St. Rupert als Nebenkirche. - Zu St. Emmeram gehörten neben der Stiftspfarrei St. Rupert auch Dechbetten, dem die Seelsorge von Prüfening, mit Ausnahme des Klosterbezirks, übertragen war, Hohengebraching, Harting, Isling, Matting, Oberisling u. Schwabelweis; 1438 werden unter der Klosterpfarrei St. Emmeram, die mit einem Vikar u. einem Kooperator besetzt ist, noch jeweils ein Provisor in Schwabelweis, in (Ober-)Isling, in (Hohen-)Gebraching (mit Graßlfing), in Harting, in Dechbetten u. in Matting, wo zusätzlich noch 2 primissarii genannt sind, aufgeführt. Alle diese Orte gehören zu den ersten Besitzungen des Klosters und sind seit dem 9.-11. Jh urkundlich nachweisbar. 820/21 ist Suabiluuis belegt, um 863/64 Hartinga, um 863/85 Dehtapeta, um 875/82 Matinga, um 975/80 Ysininga und um 1060/68 Gebrichingin. Durch Ausgrabungen ist für Harting eine Friedhofkapelle aus dem 7./8. Jh nachgewiesen, Dechbetten, das um 863/85 als cellula aufgeführt ist, wird als Dechtapeta ecclesia wie die Kirchen in Hohengebraching (Gebrihinga) u. Matting (Matinga) als Nachtrag des 12. Jhs in einem Urbar des Klosters St. Emmeram von 1031 aufgeführt. 1266 bestätigt Papst Clemens IV. dem Kloster St. Emmeram verschiedene Kirchen u. Güter. Hohengebraching, Oberisling, Dechbetten, Harting u. Schwabelweis werden nur in der Liste der Güter genannt, Matting ist in dieser Urkunde nicht aufgeführt. Auch im Pfarreienverzeichnis von 1326 wird außer dem plebanus sancti Emmerammi keiner der genannten Orte als eigene Seelsorgestelle geführt. Laut den Pfarreiverzeichnissen bzw. Visitationsprotokollen von 1438,1482,1508,1526 u. 1559 sind Schwabelweis, Hohengebraching, Harting, Dechbetten, Matting u. Oberisling, das 1559 nicht mehr aufgeführt ist, als "Filialen" bzw. als "Klosterpfarreien" von St. Emmeram anzusehen, die jeweils durch einen Provisor bzw. Pfarrer betreut wurden. Bis Anfang des 19. Jhs wurden diese "Klosterpfarreien" zumeist durch St. Emmeramer Konventualen betreut. Oberisling, das 1438, 1482 und 1526 mit einem Provisor aufgeführt ist, wurde im 17. Jh zweitweise durch die Seelsorger für Hohengebraching mitversorgt, seit ca. 1668 wurde es durch die Seelsorger für Harting betreut. 1817 wurde Harting der Pfarrei Obertraubling und die Filiale Oberisling mit den Einöden Leoprechting u. Posthof (Ottraching) der Pfarrei Hohengebraching zugeteilt. Schwabelweis, das zunächst durch Weltpriester und ab 1644 durch St. Emmeramer Konventualen versehen wurde, kam 1816/17 zusammen mit der Einöde Harthof zur Pfarrei Tegernheim. Graßlfing, das 1438 und 1508 durch die Provisoren für Hohengebraching mitversorgt wurde, wird 1665 und 1723/24 als Filiale von St. Rupert bezeichnet. Seit Ende des 17. Jhs wurde die in der Hofmark des Klosters Prüfening gelegene Kirche durch die St. Emmeramer Konventualen versehen, die auch die Klosterpfarrei Matting betreuten. Nach der Organisation der Pfarrei Matting 1817 wurde Graßlfing endgültig Filiale von Matting. Aus der Pfarrei Dechbetten, die nach der Zusammenlegung mit der ehemaligen "Schlosspfarrei" Prüfening ab 1816 als Pfarrei Prüfening aufgeführt wird, wurden 1816 Kumpfmühl und 1870 Karthaus-Prüll und Neuprüll hierher gepfarrt, 1921 wurden diese 3 im südlichen Bereich der Pfarrei St. Emmeram (St. Rupert) gelegenen Orte der neu errichteten Pfarrei St. Wolfgang zugeteilt. Für den westlichen Bereich der Pfarrei St. Emmeram (St. Rupert) wurde 1921 die Pfarrei Herz Jesu errichtet, die aber noch bis zum Bau der Herz Jesu Kirche 1929/30 provisorisch von den Seelsorgern von St. Emmeram (St. Rupert) betreut wurde. - Die beider ehemaligen Deutschordenskirche St. Ägid bestehende Personalpfarrei wurde 1811 aufgelöst. - 1862 wurde das seit Anfang des 12. Jhs belegbare Schottenkloster St. Jakob aufgehoben und sein Besitz der Diözese Regensburg vermacht, die 1872 hier ihr Klerikalseminar einrichtete. Die ehemalige Pfarrkirche des Schottenklosters St. Nikolaus wurde 1560 abgetragen. - Das 1229 gegründete Dominikanerkloster St. Blasius wurde 1809 aufgehoben. - Im ehemaligen Domkapitelschen Krankenhaus am Ägidienplatz, das 1929/30 in ein Altenheim (St. Josefs-Heim) umgewandelt wurde, wirkten 1837-1977 Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Im Jahr 2010 wurden die danach tätigen Schwestern der Strahlfelder Missionsdominikanerinnen nach 32 Jahren Dienst abgelöst. Heute betreuen im Deutschordenshaus St. Ägid die Schwesterngemeinschaft der Dienerinnen der unbefleckten Gottesmutter Jungfrau Maria aus Polen die Bewohner. Graue Schwestern von der hl. Elisabeth aus dem Mutterhause Breslau waren 1946-1952 im fürstlichen Schloss in der Notstandsküche tätig. Heute Dompfarreiengemeinschaft St. Emmeram - St. Ulrich.