Regensburg - Dompfarrei St. Ulrich
Forschungen über das frühe Christentum in Rgbg haben zu sehr divergenten Ergebnissen geführt. Archäologisch lässt sich innerhalb der Stadt als wahrscheinlich älteste Kirche die Erhard-Kirche am Platz des späteren Niedermünsters aus spätmerowingischer Zeit nachweisen. Die 778 bezeugte Schenkung ad casam, que constructa est in honore sancti Petri et sancti Emme(rammi) wird allgemein als erster Beleg für das Vorhandensein der Peters-Kirche angenommen. Jedoch wurden diese u. ähnliche Nennungen auch auf die Abteikirche St. Emmeram bezogen u. der Dom erst mit der dort stattfindenden Verschwörung Pippins gegen Karl d. Gr. 792 als in Funktion befindlich vermutet. Ebenso unterschiedlich sind die Anschauungen über die erste Seelsorgskirche in Regensburg, die teilweise in St. Stephan, in St. Kassian, in St. Johann oder in St. Peter gesehen wird. Um 1225-1240 wurde die Ulrichskirche - ursprünglich als herzogliche Pfalzkirche geplant - in unmittelbarer Nachbarschaft des Domes errichtet, der nach ihrer Fertigstellung die Funktionen einer Pfarrkirche übertragen wurden. Seit 1824 ist die ehemalige Damenstiftskirche Niedermünster Pfarrkirche, St. Ulrich dient seit 1986 als Diözesanmuseum, jedoch trägt die Pfarrei noch den alten Titel. Als erster namentlich bekannter Pfarrer lässt sich 1140/41 de choro sancti Petri Altmannus parochianus sicher bezeugen. - 1263 inkorporierte Bischof Leo die Dompfarrei St. Ulrich mit allen Einkünften seinem Domkapitel, dessen Rechte bezüglich der Peters-Kirche schon 1145 bestätigt worden waren. Von 1595-1804 war den Regensburger Minoriten die Dompfarrei übertragen. Nach der Säkularisation des Minoritenklosters u. mehrfachen Dissensen mit staatlichen Stellen wegen zunächst verfügter Vereinigung der Dompfarrei mit dem Klerikalseminar machte das Domkapitel wieder von seinem Verleihungsrecht in der Weise Gebrauch, dass es sich entsprechend der Zirkumskriptionsbulle von 1818 als parochus habitualis betrachtete u. aus seiner Mitte einen Kanoniker als parochus actualis bestimmte. Bis in die jüngste Vergangenheit war der Pfarrer der Dompfarrei Mitglied des Domkapitels. - Im Jahre 1456 wurde der Seelsorgesprengel der Stadt neu aufgeteilt, Trennlinie war der Verlauf der beiden Bachgassen bzw. der Vitusbach; die östlichen Stadtteile verblieben bei der Dompfarrei, die westlichen Teile bildeten die neue Obere Pfarrei u. wurden vom Benediktinerkloster St. Emmeram von St. Rupert aus betreut. - Je nachdem, wo die erste Pfarrkirche Regensburgs angesetzt wird, sind auch die Filiationen zu sehen. St. Kassian soll schon früh als Stiftspfarrei der Alten Kapelle bestanden haben, ist jedoch erst 1215 definitiv als Pfarrei nachzuweisen. Die drei Stifte im Bereich der Dompfarrei unterhielten jeweils eine "Personalpfarrei". Hiervon ist als erste St. Dionys bei Obermünster 1166 mit Chounradus...superioris Monasterii Ratisbone plebanus nachweisbar, dann St. Peter u. Paul bei Niedermünster um 1200 mit Vlricus plebanus Inferioris Mon(asterii), schließlich nennt eine Urkunde der Äbtissin von St. Paul-Mittelmünster um 1210-1215 Albertum plebanum parrochialis ecclesie eiusdem monasterii. Die Pfarrei St. Thomas bei Mittelmünster mit den beiden um 1400 erstmals erwähnten Filialen Irlbach u. Oberhinkofen ist wohl mit Auflösung des Stiftes 1588 als erledigt zu betrachten. Mit dem Übergang des Besitzes des erloschenen Stiftes St. Paul an den Jesuitenorden kamen auch Irlbach u. Oberhinkofen an die Jesuiten, die es von Regensburg aus pastorierten. In der Diözesanmatrikel von 1665 erscheint zwar Irlbach erstmals als Pfarrei, erhält jedoch erst 1797 - mit der förmlichen Präsentation des bisherigen Expositus als Pfarrer - den endgültigen Pfarrstatus. Oberhinkofen wurde ab 1780 vom Pfarrer von Wolkering seelsorglich betreut. Nach der Säkularisation von Ober- u. Niedermünster wurden deren Pfarreien unter den Vikaren noch provisorisch fortgeführt, , am 13.2.1825 erfolgte dann die endgültige Vereinigung mit der Dompfarrei. An der vormaligen Minoritenkirche St. Salvator bestand 1804-1811 eine Militärpfarrei. Zum Bereich der Dompfarrei sollen ursprünglich über den Burgfrieden der Stadt hinaus noch Sallern, Winzer, Stadtamhof, Barbing u. Burgweinting gehört haben, jedoch lässt sich dies nur für die 3 letzteren mit Sicherheit nachweisen. Stadtamhof scheint 1156 als parochia Ecclesiae Ripariae eigene Pfarrei gewesen zu sein. , findet sich aber in dieser Weise in späteren Pfarreienverzeichnissen u. Visitationsprotokollen nicht mehr u. ist zumindest seit dem 17. Jh nach den Matrikeln der Dompfarrei als dieser zugehörig nachweisbar. 1804 wurde ein Kooperator nach Stadtamhof exponiert. 1912 wurde es mit der Filiale Steinweg eigene Pfarrei. Für Parbing (Barbing) u. Weinting (Burgweinting) werden 1438 Provisoren der Dompfarrei aufgeführt. Barbing scheint spätestens 1665 eigene, dem Domkapitel inkorporierte Pfarrei gewesen zu sein. Burgweinting wurde bis zur Säkularisation von Vikaren des Domkapitels versehen, ob u. ab wann als eigene Pfarrei, ist nicht klar abzugrenzen, 1968 wurde es endgültig zur Pfarrei erhoben. - Durch die Zunahme der Bevölkerung wurde 1921 die Abtrennung der Pfarreien St. Anton und St. Cäcilia von der Dompfarrei nötig. - Pürklgut (Einhausen) wurde 1889 von Obertraubling in die Dompfarrei umgepfarrt. 1940 kam der Obere Wöhrd von der Dompfarrei nach St. Andreas-St. Mang. - Die im Bereich der Dompfarrei 1519 errichtete Wallfahrtskirche zur "Schönen Maria1'.wurde mit der Einführung der Reformation 1542 zur ersten evangelischen Pfarrkirche in Regensburg. Im Bereich der Dompfarrei bestanden drei Damenstifte: Niedermünster, das in der 1. Hälfte des 8. Jhs gegründet worden sein soll, Obermünster, wohl gegen Ende des 8. Jhs entstanden, u. Mittelmünster, dessen Gründung auf 983 fixiert werden konnte. Während letzteres schon 1588 erlosch (s.o.), bestanden die beiden anderen bis zur Säkularisation. - Folgende Klöster waren früher in der Dompfarrei angesiedelt: die Franziskaner-Minoriten von 1226-1810, die sich vor allem der Seelsorge widmeten; die Augustinereremiten, von 1267-1810 tätig; die Jesuiten bezogen 1588 St. Paul-Mittelmünster u. wirkten außerdem bis zur Aufhebung des Ordens 1773 auf der Domkanzel u. im Schulwesen; die Magdalenerinnen, ein Büßerinnenorden, waren seit vor 1233 in Rgbg ansässig, 1286 übernahmen sie die Klarissenregel. Der Klarissenkonvent, der sich vor allem um das Schulwesen verdient gemacht hatte, verließ 1974 Regensburg. Kapuziner waren von 1613 bis zur Säkularisation im Kloster St. Matthias, das dann die Klarissen erhielten; Barmherzige Schwestern v. hl. Vinzenz v. Paul waren im Domkapitelischen Waisenhaus u. Findelhaus 1855 sowie im Wittmann-Stift 1864 bis ca. 1976 in der Kinderpflege tätig; Dillinger Franziskanerinnen wirkten im Haushalt des Studienseminars der Alten Kapelle von 1908-ca. 1957, in dem der Dompräbende von 1910-ca. 1971; Arme Franziskanerinnen (Mallersdorfer Schwestern) arbeiteten im Marienheim 1888-ca. 1990, in der Städtischen Kinderklinik 1926-ca. 1988, im Kolpinghaus 1950-ca. 1971; Barmherzige Schwestern vom Hl. Kreuz in Eger (Ingenbohler Schwestern) waren in der Schule von St. Klara 1946-ca. 1967, an der Pforte des Ordinariates 1946-ca. 1965, im Internen Krankenhaus (Hilfskrankenhaus, Landshuter Str. 17) 1947-ca. 1959 tätig; Lehr- u. Missionsschwestern vom Hl. Kreuz halfen im Haushalt des Bischöflichen Palais 1972-1982; Schwestern der Krankenfürsorge des 3. Ordens wirkten im- Städtischen Altersheim am Minoritenweg 1910-ca. 1982, im Diözesan-Caritasverband, Von-der-Tann-Str., 1928 bis ca. 1968. Im Bereich der bis 1912 zur Dompfarrei gehörenden Pfarrei Stadtamhof gab es folgende aufgehobene Klöster: Augustinerchorherren wirkten in St. Mang von ca. 1138 bis 1803 in der Seelsorge; Franziskaner halfen von 1630 bis 1802 in der Seelsorge aus; Reguläre Chorfrauen de Notre Dame betrieben von 1734-1809 ein Mädchen-Erziehungsinstitut. - Von den in der Dompfarrei wirkenden bedeutenden Persönlichkeiten sei Konrad von Megenberg genannt, der 1359-1363 Dompfarrer war u. den Streit über die Grenzen der Rgbger Pfarreien durch den Tractatus de limitibus parochiarum civitatis Ratisponensis abzuklären versuchte. Außerdem ist noch der später als Bischof präkonisierte, heiligmäßige Michael Wittmann zu erwähnen, der 1804-1829 die Dompfarrei versah u. dem auch die Rettung der Ulrichskirche zu verdanken ist. Heute Dompfarreiengemeinschaft St. Emmeram - St. Ulrich.
Matrikel: Mit Stadtamhof; ab 1824 einschließlich Pf. St. Dionys (Obermünster) und St. Peter (Niedermünster); 1856-1912 einschließlich Expositur Steinweg (ab 1912 siehe Stadtamhof). Niedermünster Bände 82-84, 87; Obermünster 85-87; Steinweg 88-89; Militärpfarrei Niedermünster 90.